Friesenkinder by Sandra Duenschede

Friesenkinder by Sandra Duenschede

Autor:Sandra Duenschede [Duenschede, Sandra]
Die sprache: deu
Format: epub
Amazon: B00B5CW9QK
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2013-02-03T23:00:00+00:00


Dieses etwa 3500-Seelen-Dorf, das auch heute noch zur Bökingharde gehörte und als Friesenhochburg galt, wirkte so friedlich. Man konnte sich schwer vorstellen, dass in diesem Dorf der braune Terror schlummerte. Gewiss, den meisten Bewohnern war hierüber nichts bekannt – genauso wenig, wie sie einst vermutet hatten, es könne auch in ihrem Dorf Mord und Totschlag geben. Aber dieser so beschaulich wirkende Landstrich war nicht frei von Verbrechen; ansonsten wäre er schon arbeitslos.

Kurz überlegte er, ob er sich an den Bürgermeister wenden und ihn bitten sollte, eine Bürgerversammlung einzuberufen. Die Leute müssten aufgeklärt werden, eventuell ließ sich so etwas wie eine Protestveranstaltung gegen die Neonazis organisieren. Aber vielleicht sollte man das gemeindeübergreifend veranstalten. Schließlich betraf es auch andere Dörfer und Städte in Nordfriesland. Er würde zunächst mit Haie darüber sprechen und nach dessen Meinung dazu fragen. Der kannte sich hier aus und konnte sicherlich besser beurteilen, ob die Leute sich in einer Gruppe stärker fühlten. So konnten sie sich wehren und Farbe bekennen gegen die rechte Szene.

Er hielt den Wagen vor dem Haus neben der alten Post. Hier wohnte Gunter Sönksen. Er stieg aus und ging zur Haustür. Im oberen Stockwerk meinte er, einen Schatten am Fenster wahrzunehmen, doch als er hinaufblickte, war dort nichts zu sehen. Auch sonst war es sehr ruhig. Nur im Garten gegenüber harkte ein Nachbar Laub. Und auch, wenn er tat, als sei er in die Gartenarbeit vertieft, bemerkte Thamsen sehr wohl, wie er ihn beobachtete.

Und Gunter wusste das anscheinend auch, denn Thamsen hatte noch nicht einmal den Finger auf den Klingelknopf gelegt, da wurde bereits die Haustür geöffnet.

Ein kurzes »Moin, Chef«, und schon folgte er seinem Mitarbeiter ins Haus.

In der Küche saß Gunters Frau am Tisch. Als er den Raum betrat, sprang sie auf und holte aus dem Schrank eine Kaffeetasse.

Mit zitternder Hand goss sie ein und reichte ihm den Becher. Sie hatte geweint, das konnte er an ihren Augen erkennen. Wahrscheinlich wegen Lars, dachte er.

»Ist euer Sohn da?«

Gunter schüttelte eilig den Kopf und vermittelte Thamsen damit sofort den Eindruck einer Lüge. Doch er ließ diese Antwort auf sich beruhen, sprach aber bewusst laut, während er den Zettel aus der Hosentasche zog und langsam auseinanderfaltete.

»Ich gehe davon aus, du kennst den?«

Gunter nickte.

»Darüber hast du also gestern Abend am Telefon gesprochen?«

Ein zögerliches »Ja« kam aus dem Mund seines Gegenübers. »Aber Gunter hat das alles nur wegen uns getan!«, verteidigte nun die Ehefrau ihren Mann.

Thamsen nickte. »Mag sein, trotzdem ist das nicht okay. Woher kommen überhaupt diese Blättchen und wie sind die in die Tageszeitung gekommen?«

»Keine Ahnung, ehrlich!«

Thamsen runzelte die Stirn. Versuchte der Kollege nun auch, sich selbst zu schützen?

»Und mit wem hast du gestern telefoniert?«



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